Hilferuf aus dem Harz - südlicher Löschverband erneut im Einsatz |
Geschrieben von: AZ |
Montag, den 05. September 2022 um 21:39 Uhr |
In den frühen Morgenstunden des 12. August erreichte uns, neben mehreren Landkreisen des südlichen Sachsen-Anhalts, ein Hilfeersuchen des Landkreises Harz. Dort war am Vortag ein Waldbrand in einer recht unzugänglichen Höhenlage nördlich von Schierke ausgebrochen, der sich im Laufe der Nacht schnell ausbreitete und sehr schnell zu einer massiven Personal- und Kräftebindung der Feuerwehren des Harzkreises führte. Per Funkmeldeempfänger wurden gegen 05:40 Uhr die angeforderten Einsatzkräfte der Feuerwehr Halle zur Hauptwache der Berufsfeuerwehr alarmiert. Wie schon zu den zwei nur kurz zurückliegenden Waldbrandeinsätzen im brandenburgischen Beelitz und dem sächsischen Arzberg, handelte es sich wieder um eine speziell auf die Vegetationsbrandlage zusammengestellte Einheit. Schon beim Eintreffen am Sammelraum Hauptwache wurde klar, dass die Kräfte aus Halle wieder gemeinsam mit den Kräften aus den südlichen Landkreisen als schlagkräftiger Löschverband an der Einsatzstelle wirken werden. Unter Einweisung in die zu erwartende Einsatzlage im Harz, verabschiedete Feuerwehrkommandant Dr. Robert Pulz die Einsatzkräfte für einen 12-stündigen Einsatz. Nach etwa 2 Stunden Fahrt kam das hallesche Einsatzkontingent bestehend aus Einsatzleitwagen ELW 2, Einsatzleitwagen ELW 1 der Ortsfeuerwehr Büschdorf, Kommandowagen (KdoW) des Stadtwehrleiters, Tanklöschfahrzeug Vegetationsbrandbekämpfung (TLF VBBK) der Ortsfeuerwehr Kanena, Tanklöschfahrzeug (TLF 4000) der Ortsfeuerwehr Dölau, Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF10) der Ortsfeuerwehr Diemitz und 2 Kradmeldern aus Trotha und Büschdorf am ersten Sammelraum im Harzort Elend an. Bereits auf der Anfahrt hatten wir die Information erhalten, dass mit auffrischendem Wind im Harz zu rechnen sei. Diese Nachricht ließ bei uns nichts Gutes erahnen. In der Zwischenzeit erwarteten wir das Eintreffen der weiteren Kräfte aus dem Kreis Mansfeld-Südharz, dem Burgenlandkreis sowie dem Saalekreis mit einer ähnlichen Kontingentstärke und nahmen Kontakt zu den Kräften des Bördekreises im Breitstellungsraum auf, die ebenfalls mit mehreren Fachdiensten Brandschutz angefordert wurden. Nachdem alle Kräfte vor Ort eingetroffen waren, ordneten wir unsere Verbandsstruktur und nahmen Kontakt mit der örtlichen Einsatzleitung auf. Hier wurden wir über die erste Lage am Vortag, sowie die weitere Lageentwicklung während der Nacht und des frühen Morgens am 12. August informiert und eingewiesen. xDie eingesetzten Feuerwehren des Harzkreises konnten demnach bis dahin den Vollbrand des Waldes im Laufe des Abends des 11. August und der Nacht bestmöglich eindämmen und bekämpfen. Aufgrund der vorherrschenden Witterungsbedingungen und der vorhandenen Glutnester, hatte sich das Feuer im weiteren Verlauf jedoch weiter unkontrolliert ausgebreitet, eine Riegelstellung umlaufen und sich auch tief in den Boden und die Wurzelbereiche gefressen. Mehrere Glutnester mussten also im Laufe des Tages bekämpft werden, um ein Neuanfachen durch Wind und eine erneute Brandausbreitung zu verhindern. Gerade an dieser Stelle ist wie im gesamten Harz der Fichtenbestand des Waldes durch starken Borkenkäferbefall geschädigt und erhöht als Totholz die Brandlast und -intensität erheblich. Die dringend angeforderten Hubschrauber des Vortages trafen erst am frühen Vormittag ein und kamen in den Vormittagsstunden vorrangig zum Einsatz. Sie sollten die Flanken und Randbereiche des betroffenen und schwer zugänglichen Waldgebietes im Nordosten insbesondere jedoch einen angelegten Schutzstreifen in südwestlicher Richtung vor einer weiteren Ausbreitung des Feuers schützen. Weiterhin war eine Kreisberegnungsanlage im südwestlichen Teil zur Benetzung der festgelegten Schutzfläche aufgebaut und im Einsatz. Unverzüglich wurden zur Unterstützung der Einsatzleitung vor Ort der ELW 2 und der ELW 1 aus Halle am Schierker Stern zum Einsatz gebracht. Die Kräfte unseres Fachdienstes Führungsunterstützung übernahmen die Koordination und lösten die bisherigen Kräfte ab, damit diese in ihre verdiente Einsatzruhe gehen konnten. Die beiden Kradmelder standen für Lotsen- und Erkundungsfahrten sowie zur Überbringung von Einsatzmeldungen zur Verfügung. Neben den zwar halbwegs befestigten jedoch schmalen und holprigen Zufahrtswegen war die Wasserversorgung des ca. 700 Meter hoch gelegenen Einsatzgebietes eine enorme Herausforderung. Der wichtigste Wasserversorgungspunkt, anfangs für einen eingesetzten Hubschrauber mit einem Löschwasser-Außenlastbehälter (Bambi Bucket), der bereits erwähnten Kreisberegnungsanlage, sowie der eingesetzten Kräfte einer Riegelstellung, war ein 54000l fassender Faltbehälter, der im regelmäßigen Pendelverkehr über eine nicht unerhebliche Anfahrtsstrecke aus dem Schierker Ortsgebiet versorgt wurde. Mit der Übernahme der Wasserversorgung des Einsatzabschnittes Süd sicherten wir anfangs mit 4 Tanklöschfahrzeugen TLF 6000 unseres gemeinsamen Einsatzkontingentes im Pendelverkehr die Wasserversorgung dieses Faltbehälters. Rasch reagieren mussten die Kräfte in unmittelbarer Nähe zum großen Faltbehälter. Auffrischender Wind hatte verborgene Glutnester wieder angefacht und das Feuer breitete sich in Richtung des Faltbehälters aus. Kurzfristig wurden 2 TLF als Eigenschutz zur Brandbekämpfung eingesetzt. Parallel kam ein Wasserwagen (Kesselwagen) der HSB Brockenbahn zur Brandbekämpfung von der unterhalb liegenden Gleisseite zum Einsatz. Ein weiter Teil unseres Einsatzkontingentes nahm nunmehr mit mehreren Tanklösch- und Löschfahrzeugen die massive Brandbekämpfung mehrerer Glutnester im nordöstlichen Teil unseres Einsatzabschnittes vor. Dabei erfolgte die Brandbekämpfung mit den Dachwerfern der Tanklöschfahrzeuge aber auch durch abgesessene Kräfte mit vorgenommenen Rohren und schweren Handwerkzeugen unter enormer Anstrengung im unwegsamen Gelände. Dazu musste vom Faltbehälter eine stabile Wasserversorgung aufgebaut werden. Aufgrund der dynamischen Lageentwicklung musste die Kreisberegnungsanlage vom ursprünglichen Standort umverlagert und ebenfalls wieder versorgt werden. Die mittlerweile parallel agierenden 3 Hubschrauber (CH53 Bundeswehr, Super-Puma Bundespolizei, ziviler Hubschrauber) entnahmen ihr notweniges Löschwasser mittlerweile aus einer nahen Talsperre. Dem nunmehr gestiegenen Löschwasserbedarf setzten wir mehrere Tanklöschfahrzeuge im Pendelverkehr und zur Unterstützung weitere wassertransportierende Fahrzeuge von THW (zusammen 22000l), TLF Feuerwehr Benneckenstein (18000l), Traktor mit Wasseranhänger einer örtlichen Feuerwehr (ca. 20000l) u.a. zusätzlich entgegen. Trotz Einbahnstraßenverkehr stellte sich die einzige schmale Zuwegung aufgrund der engen Platzverhältnisse durch die zusätzlich passierenden Einsatzfahrzeuge, die im nördlichen Bereich zum Einsatz kommen sollten, sowie auch unangemeldete Presse- und Behördenvertreter schnell als Engpass heraus, der nur durch schnelle und durchdachte Koordination behoben werden konnte, anderenfalls wäre der Pendelverkehr zur Wasserversorgung des Faltbehälters unterbrochen worden. Der Einbahnstraßenverkehr bei solchen Vegetations- und Waldbrandlagen ist enorm wichtig. So sichert er bei einer dynamischen Entwicklung der Einsatzlage die Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten aus dem Gefahrenbereich und bei engen Platzverhältnissen einen koordinierten Verkehrsfluss. Die konzentrierte Brandbekämpfung zeigte im gesamten Abschnitt zum Abend hin erfreulicherweise gute Erfolge. Mit dem Einbrechen der Dunkelheit erfolgte unsere Ablösung wieder durch Kräfte der örtlichen Feuerwehren. Unser Einsatzkontingent stellte die Einsatz- und Abmarschbereitschaft wieder her und führte am Schierker Stern noch eine abschließende Einsatzbesprechung durch. An dieser Stelle lösten wir den Einsatzverband auf und die Kräfte verlegten auf dem kürzesten Weg in ihre Heimatstandorte. Gegen 23:30 Uhr trafen die halleschen Kräfte müde, aber zufrieden über den 3. überörtlichen Einsatz, unverletzt wieder auf der Hauptwache ein. An dieser Stelle danken wir allen beteiligten Einsatzkräften für ihre Leistung und Einsatzbereitschaft, den Kräften vor Ort für die gute Zusammenarbeit und unseren Unterstützern im Hintergrund, insbesondere der diensthabenden Schicht der Rettungswache Elend, sowie dem eingesetzten Fachdienst Logistik für die Betreuung und Versorgung. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass ohne das massive Engagement des Ehrenamtes dieser Waldbrand nicht zu beherrschen gewesen wäre. |