08 Dez 2024 Sonntag
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Branddirektor M. Rohr PDF Drucken E-Mail

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Im Rahmen der historischen Entwicklung der Feuerwehr Halle (Saale) wäre es ein Versäumnis, würde nicht einer Persönlichkeit gedacht, welche über 25 Jahre die Geschicke der halleschen Berufsfeuerwehr leitete: Branddirektor Martin Rohr. Sein fachmännischer Rat war auch weit über die lokale Grenze Halles stets gefragt. So gehörte BD. Rohr zu den anerkanntesten Feuerwehroffizieren. Er besaß nicht zuletzt durch seine militärische Vorbildung unbedingtes Pflichtbewusstsein. Rohr war nicht nur Feuerwehrmann, er lebte den Feuerwehrmann. Ein Enkel von ihm zum Autor: Ich kannte den Großvater nur in Uniform. Eine Hommage an den Stolz einer Institution anzugehören, welche auf Grund ihrer exzeptionellen Tätigkeit überall Anerkennung erhält. Trotz seiner militärisch exakten Einstellung sah er sich der Humanität stets verpflichtet. 

Martin Rohr erblickte das Licht der Welt am 18. Mai 1878 in Straßburg. Er wendete sich in der Folgezeit dem Heeresdienst zu, den er aber wegen seiner Passion zum Feuerwehrwesen wieder verließ. Als Berufsfeuerwehrmann machte er eine Volontärzeit in Posen durch. Er bekam eine Anstellung als Branding. ab 1. Mai 1907 in Halle/S., und ab 1.10.1907 bis 31.12.1912 in Kassel. Ab 1.1.1913 kehrte er nach Halle/S. zurück, wo er die leitende Stellung eines Branddirektors einnahm. Als Hauptmann eines Pionierbataillons ab 1.8.1914 kämpfte er in der Schlacht bei Argonne, in welcher er durch Kopfschuss am 1.10.1914 schwer verwundet wurde und sein linkes Ohr verlor. Er wurde in Halle an der Saale operiert. Nach seiner Genesung führte er bis Ende des Krieges die Militärfeuerwehr in Straßburg. Danach kam er wieder nach Halle/S. zurück, wo er seine einst kriegsbedingt verlassene Stellung als Branddirektor wieder einnahm. Er wurde am 1. Juni 1938 in den Ruhestand versetzt.

Danach widmete er seinen reichen Erfahrungsschatz der Ausbildung von Werkfeuerwehren im mitteldeutschen Raum und hielt zahlreiche Fachvorträge. Diese Tätigkeit wurde 1944 plötzlich durch einen Hinweis unterbrochen, welcher beinhaltete dass BD. Rohr (a.D.) auf der Liste für den Transport nach dem KZ Theresienstadt stehe. Was war diesbezüglich geschehen? Obwohl Rohr nicht mehr im Dienst war, wurde ihm das Vorhaben der Nationalsozialisten in der Progromnacht zugetragen. Danach solle die Feuerwehr „möglicherweise“ entstehende Brände an jüdischen Bauwerken (Synagogen etc.) auf keinen Fall löschen. Noch in der Nacht rief M. Rohr den Rabbiner von Halle an, welchem er riet, wertvolle Sachen aus der Synagoge in Sicherheit zu bringen. Ferner sollte der Rabbiner auf Anraten Rohrs jüdische Familien zur Abreise überreden. Mißtrauischen Verdächtigungen zur Folge, musste sich M. Rohr wenig später wöchentlich auf der Polizeiwache melden. Sein geplanter Transport in das KZ Theresienstadt wurde glücklicherweise durch das Ende des Krieges verhindert.

 

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BD Martin Rohr als Einsatzleiter

Auf Grund seiner reichen Erfahrung, wird Martin Rohr nach Zusammenbruch des 3. Reiches nochmals für ein dreiviertel Jahr 1945-46. in den Feuerwehrdienst zurückgeholt. Branddirektor M. Rohr führte während seiner langen Dienstzeit viele feuerlöschtechnische Neuerungen ein, womit er sich in Fachkreisen einen Namen machte. Sein Abschied nach über 25 Jahren Dienst am Nächsten wird auf der Hauptfeuerwache Margaretenstraße am 31.5.1938 mit Parade und Ehrungsreden feierlich vollzogen. Branddirektor Martin Rohr war ein Mann, bei dem in Erfüllung seiner Profession die Konfession keine Rolle spielte. Damit wird er zur geschichtlichen Person. Er war Feuerwehrmann in seiner gesamten Lebensart. Die Leidenschaft zu diesem Beruf hat ihn selbst als Pionieroffizier in Frankreich nicht losgelassen. So schildert er in einem Aufsatz, das Feuerlöschwesen Frankreichs als vorbildlich. Er löschte dort mit seiner Pioniertruppe, in welcher sich Berufs- und freiwillige Wehrmänner befanden, zahlreiche Brände in eigener Initiative. Handzeichnungen dieses begabten Mannes liegen darüber vor.

Branddirektor Rohr, Träger der Medaille für Tapferkeit, Pionieroffizier, Feuerwehrführer und Mensch. Er starb am 15.10.1951 in Halle.

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